Flüchtlinge an der Grenze abgeschoben, Presseartikel des Prager Tagblatts
Transkription
Ort: Mähren
Ort: Brünn (Brno)
Ort: Österreich
Ort: Tschechoslowakei
Ort: Znaim (Znojmo)
Ort: Schattau (Šatov)
Thema: Flüchtling
Thema: Polizei
Thema: Emigrant / Emigrantin
Thema: Illegale Grenzüberschreitung
Thema: Frau
Thema: Gendarm
Person: Hodža, Milan
1878 - 1944
Tschechoslowakischer Politiker, 1935–1938 Ministerpräsident.
Person: Černý, Jan
1874 - 1959
Tschechoslowakischer Politiker, war von 1920 bis 1928 Präsident der mährischen Landesverwaltung und von 1928 bis 1939 Präsident Mährisch-Schlesiens. Vom 15. September 1920 bis zum 26. September 1921 war er Ministerpräsident einer Beamtenregierung und übernahm anschließend unter der Regierung Beneš den Posten des Innenministers. 1938 war er erneut als Innenminister tätig. Nach dem Einmarsch der deutschen Truppen 1939 wurde er in den Ruhestand versetzt.
Person: Beneš, Edvard
1884 - 1948
Tschechoslowakischer Politiker. Ministerpräsident (1921-1922), Außenminister (1918-1935) und Präsident der Tschechoslowakei (1935-1938; 1945-1948) bzw. Präsident der tschechoslowakischen Exilregierung in London (1940-1945) während des Zweiten Weltkriegs.
Organisation: Zentralstelle für Flüchtlingsfürsorge, Brünn
Flüchtlinge an die Grenze abgeschoben
In Mähren
Brünn. Die Brünner Polizei verhaftete 25 Flüchtlinge aus Österreich, die gestern angekommen waren und das Meldeamt aufgesucht hatten, um eine vorübergehende Aufenthaltsbewilligung zu erreichen. Vier der Verhafteten wurden später wieder freigelassen, 21 Personen sowie zwei Flüchtlinge, die bereits gestern verhaftet worden waren, dürften an die Grenze überstellt worden sein. Die Polizei erklärt auf Anfrage, daß sie sich nicht mehr in Brünn befinden. Unter den abgeschobenen Emigranten befinden sich mehrere Jugendliche von etwa 16 Jahren. Die Verhaftungen erfolgten ohne weiteres Verhör und werden mit unerlaubten Grenzübertritt begründet, obzwar die Polizei sich in diesem Fall bisher meist mit den Verhängungen von Geldstrafen begnügte. Seit Anfang Juli sind in Brünn etwa 80 bis 100 Personen verhaftet worden; ein wesentlicher Teil von ihnen wurde abgeschoben, doch steht fest, daß einige von ihnen sich wieder sich wieder auf tschechoslowakisches Gebiet zurückgewandt haben. Die Zentralstelle für Flüchtlingsfürsorge hat sich mit Depeschen an den Präsidenten der Republik, an Ministerpräsident Doktor Hodža und an Innenminister Černy gewandt.
Aus Znaim wird berichtet, daß 19 Personen, die dieser Tage verhaftet worden waren, weil sie die Grenze ohne Papiere überschritten hatten, gestern an die Grenze abgeschoben wurden. Eine junge Frau, die bei Schattau auf tschechoslowakisches Gebiet kam und dort zusammenbrach, wurde von tschechoslowakischen Gendarmen gepflegt. Da sie nicht transportfähig war, wurde ihr eine vorübergehende Aufenthaltserlaubnis erteilt.